EINE EINFÜHRUNG FÜR LEHRER UND SCHÜLER    

GLOSSAR


Akrostichon – Die Anfänge der Zeilen von oben nach unten gelesen können den Namen des oder der Verstorbenen wiederholen, meist durch größere Buchstaben und/oder Markierungen über den Buchstaben hervorgehoben.

Aschkenas, aschkenasisch, Aschkenasen – mittelalterliche, rabbinische Bezeichnung für Mitteleuropa und speziell Deutschland, allgemein gebraucht für die von der palästinischen, italienischen, mittel- und osteuropäischen Tradition bestimmten Teile des Judentums (im Gegensatz zu -> sefardisch)

bat (b.) – Tochter von

ben (b.) – Sohn von

Beschneidung – Jüdische Jungen werden am achten Tag nach der Geburt beschnitten (hebr. „Brit Mila“), als Zeichen für den Eintritt in den Bund mit Gott.

Bundestafeln – die beiden Moses im Anschluss an die Offenbarung am Berg Sinai von Gott übergebenen Gesetzestafeln mit den zehn Geboten

Chewra Kaddischa – „Heilige Vereinigung“, die traditionelle Kranken- und Beerdigungsgesellschaft

Chronogramm – ein Wort oder ein Satz, bei dem der Zahlenwert aller darin vorkommenden Buchstaben oder der durch Markierungen oder ihre Größe hervorgehobenen Buchstaben zusammengezählt die Jahreszahl, hier meist das Sterbejahr, ergeben.

Diaspora – griech. für "Zerstreuung", hebr. "Gola", "Galut"; Bezeichnung für die über die ganze Welt verstreuten jüdischen Gemeinden, Exil

Eulogie – Das aus dem Griechischen stammende Wort bedeutet „Lob“, „Lobrede“.

Genisa – pl. „Genisot“, hebr. für Aufbewahrungsort (meist in der Synagoge) für ausgediente, in hebräischen Buchstaben geschriebene Texte, vor allem Torarollen, denn Texte, die Gottesnamen enthalten, dürfen nicht einfach weggeworfen werden. Mancherorts wurden solche Texte gesammelt und dann auf dem Friedhof feierlich begraben.

Halacha, halachisch – System der religionsgesetzlichen Bestimmungen, der Gebote und Verbote, die in der schriftlichen und mündlichen -> Tora enthalten sind

Haskala – jüdische Aufklärung in der Zeit von 1770 bis 1880

Hesped – hebr. für „Trauerrede“.

Jahrzeit – das rituelle Begängnis des Todestages. Zur Feier der Jahrzeit gehört das Sprechen des -> Kaddisch, der Besuch des Grabes (wenn möglich) sowie das Anzünden einer Kerze, die für 24 Stunden brennt (Jahrzeit-Licht)

Jeschiwa – Talmudakademie

Jeschurun – Ehrenname für das Volk Israel (nach Dtn 32,15; 33,5.26)

Jiddisch – westgermanische Sprache mit hebräischen und slawischen Elementen, die während des Hochmittelalters aus dem Mittelhochdeutschen hervorging, Sprache der deutschen („Westjiddisch“) und osteuropäischen Juden („Ostjiddisch“)

Kaddisch – „heilig“, altes aramäisches Gebet, das u. a. als das Gebet für Verstorbene bekannt ist, eines der wichtigsten jüdischen Gebete

Kalligraphie – wörtl. „die Kunst des Schönschreibens“. Bei der Gestaltung jüdischer Grabsteine steht über Jahrhunderte die hebräische Schrift, die Gestaltung der einzelnen Buchstaben und ihre Gesamtwirkung, im Mittelpunkt.

Kantor -> Vorbeter

Kohen, pl. Kohanim – „Priester“, Nachkommen des ersten Priesters Aaron, die bis heute besonderen Reinheitsvorschriften unterliegen und mit der charakteristischen Fingerhaltung in der Synagoge den Segen über das Volk sprechen

Levite – Abkömmling aus dem Stamm Levi, einer der zwölf Stämme Israels, die nach den Söhnen Jakobs benannt wurden. Die Leviten assistierten den ebenfalls aus ihrem Stamm stammenden Priestern (-> Kohen) im Tempel und waren für die Einhaltung der Reinheitsvorschriften zuständig

Memorbuch – Seelengedächtnisbuch einer Gemeinde, in das gegen eine Spende in die Gemeindekasse Name, Sterbedatum und Eulogie auf eine verstorbene Person eingetragen wurde. Diese Einträge wurden bei bestimmten Anlässen in der Synagoge verlesen.

Menora – Die Menora, der siebenarmige Leuchter, ist eines der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums und geht zurück auf den Leuchter im biblischen Tempel (Beschreibung: Exodus 25,31-40). Sie wurde mit der Staatsgründung Israels in das Staatswappen aufgenommen. In der Antike ist die Darstellung der Menora häufiger auf jüdischen Grabsteinen zu finden, hierzulande jedoch erst im 20. Jahrhundert.

Mesusa, pl. Mesusot – Schriftkapsel mit Gebetstexten an den Türpfosten

Midrasch – wörtl. etwa "Deutung", "Auslegung", Teil der mündlichen Lehre

Minjan – für das gemeinsame Gebet erforderliche Quorum von zehn erwachsenen Männern

Mischna – religionsgesetzliches Traditionswerk, das ca. 220 n.d.Z. redigiert wurde

Mizwa, pl. Mizwot – religiöses Gebot (in Form einer Anweisung oder eines Verbotes). Der Talmud zählt insgesamt 613 Mizwot, 365 Verbote und 248 Gebote.

Mohel – ritueller Beschneider, der die -> Beschneidung jüdischer Knaben am achten Tag nach der Geburt vornimmt

n.d.Z. – „nach der Zeitrechung“, d.h. nach dem Jahr 0 des christlichen Kalenders.

Pessach – Siebentägiges (in der -> Diaspora achttägiges), im Frühlingsmonat Nissan gefeiertes Wallfahrtsfest, das an den Auszug aus Ägypten erinnert

Pyramidalgrab – (meist -> sefardisches) Grabmal in Form eines -> Scheinsarkophages mit pyramidal angeordneten Seitenwänden.

Rabbiner – Richter, Lehrer, Prediger und Seelsorger einer Gemeinde

Sarkophag – Steinsarg. Scheinsarkophage sind über dem eigentlichen Grab errichtete Steinsärge, die aber keine Leiche bergen. Im Gegensatz zu liegenden Grabplatten mit nur einer schrifttragenden Seite und aufrecht stehenden Stelen, die von zwei Seiten beschriftet werden konnten, bieten Scheinsarkophage deutlich mehr Platz für Inschriften und Verzierungen; sie wurden daher vornehmlich für hochgestellte Persönlichkeiten errichtet. Auch bei den aschkenasischen Juden finden sich vereinzelt solche Scheinsarkophage, vor allem in Prag.

schächten, Schächter – rituelle Schlachtung entsprechend der -> halachischen Vorschriften

Schamasch – Synagogendiener, Gemeindebediensteter

Schoah – hebr. Für „Unheil“, „große Katastrophe“, Bezeichnung für den Völkermord an den Juden durch die Nationalsozialisten

Schofar – ein ausgehöhltes Tier-, meist Widderhorn, in das am jüdischen Neujahrsfest geblasen wird

Sefarad, sefardisch, Sefarden – alter hebräischer Name für Spanien, allgemein gebräuchlich für vom spanischen Judentum geprägte Kultur und Tradition

Sofer – Schreiber von Torarollen, -> Mesusot und -> Tefillin

Spolien – Steine und Bauteile, die aus Bauten älterer Kulturen stammen und in neuen Bauwerken wieder verwendet werden. Geraubte jüdische Grabsteine werden als billiges Baumaterial verwendet und – oft unsichtbar – in neue Gebäude verbaut.

Sprüche der Väter – hebr. Pirkei Awot, ein Traktat der -> Mischna mit ethischen Maximen verschiedener Rabbinen

Synagoge – jüdisches Versammlungs- und Gebetshaus

Tachrichim – die traditionellen, weißen Totengewänder aus Leinen

Tahara – die rituelle Ganzkörperwaschung eines Verstorbenen kurz vor der Beisetzung, die meist von Mitgliedern der -> Chewra Kaddischa durchgeführt wird

Tallit – Gebetsmantel, ein viereckiges Tuch, meist weiß, mit schwarzen oder blauen Streifen verziert und mit vier langen, mehrfach geknoteten Fäden an den Ecken, den „Zizit“, den „Schaufäden“, die als eine Erinnerung an die -> Mizwot stehen. Der Gebetsmantel wird von Männern, vor allem beim Morgengebet, getragen. Man gibt ihn einem Toten mit ins Grab, entfernt aber vorher einen der Schaufäden als Zeichen dafür, dass der Tote keine -> Mizwot mehr zu erfüllen braucht.

Talmud – aus 6 "Ordnungen" und insgesamt 63 Traktaten bestehendes, im 5. Jahrhundert endredigiertes Hauptgesetzeswerk, bestehend aus der -> Mischna und des dazugehörigen Kommentars der späteren Rabbinen, der Gemara

Tefillin – Gebetsriemen, die von Männern während des Gebets um Arm und Kopf getragen werden

Tetragramm – die griechische Bezeichnung des vierbuchstabigen hebräischen Gottesnamens ????, der von den Juden nicht ausgesprochen wird.

Tora – Lehre, Gesetz, Bezeichnung für den ersten und wichtigsten Hauptteil der hebräischen Bibel, die fünf Bücher Mose (Pentateuch)

Trophäe – ein Objekt, das als Zeichen des Triumphes dient, so waren sichtbar in Gebäude eingemauerte mittelalterliche jüdische Grabsteine ein „Andenken“ an die Ermordung und Vertreibung der Juden.

v.d.Z. – „vor der Zeitrechnung“, d.h. vor dem Jahr 0 des christlichen Kalenders.

Vorbeter/Vorsänger/Kantor – ein beim Gemeinschaftsgebet von der Gemeinde delegiertes Gemeindemitglied, das als deren "Abgesandter" (hebr. „schaliach zibbur“ / „Abgesandter der Gemeinschaft“) vortritt und die Gebete laut spricht