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ABSTAMMUNGSSYMBOLE
SEGNENDE PRIESTERHÄNDE
Zu den häufigsten Symbolen zählen diejenigen, die für die Abstammung von den alten Geschlechtern
der KohanimKohen, pl. Kohanim - "Priester", Nachkommen des ersten Priesters Aaron, die bis heute besonderen Reinheitsvorschriften unterliegen und mit der charakteristischen Fingerhaltung in der Synagoge den Segen über das Volk sprechen und der
LevitenLevite - Abkömmling aus dem Stamm Levi, einer der zwölf Stämme Israels, die nach den Söhnen Jakobs benannt wurden. Die Leviten assistierten den ebenfalls aus ihrem Stamm stammenden Priestern (-> Kohen) im Tempel und waren für die Einhaltung der Reinheitsvorschriften zuständig stehen. So weisen die segnenden Priesterhände auf die Abkunft aus dem aaronidischen Priestergeschlecht der
Kohanim hin. Diese waren im Tempel für die Darbringung der Opfer zuständig und sprachen den Segen über das Volk.
Der Priestersegen geht auf Numeri 6,22-26 zurück.
Und der Ewige redete zu Moscheh also:
Rede zu Aharon und zu seinen Söhnen und sprich:
Also sollt ihr segnen die Kinder Israels, sprich zu ihnen:
Es segne dich der Ewige und behüte dich;
Der Ewige lasse dir leuchten sein Anlitz und sei dir gnädig;
Der Ewige wende sein Anlitz dir zu und gebe dir Frieden!
Bei diesem Segen, der sich bis heute in der Synagoge erhalten hat, erhebt der KohenKohen, pl. Kohanim - "Priester", Nachkommen des ersten Priesters Aaron, die bis heute besonderen Reinheitsvorschriften unterliegen und mit der charakteristischen Fingerhaltung in der Synagoge den Segen über das Volk sprechen die Hände in der charakteristischen Fingerhaltung: Daumen und Zeigefinger berühren sich, während Ring- und kleiner Finger abgespreizt werden. Dieses Symbol trifft man bei Angehörigen des Priestergeschlechts (mit dem Beinamen Kohen oder KaZ). Da die Zugehörigkeit zum Priesterstamm über die männliche Linie vererbt wird, ist das Symbol der segnenden Hände bei Frauen grundsätzlich eher selten anzutreffen.
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein des Mosche KaZ, gest. 1632 (Nr. 2541)
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein des Jehuda Arie Löb ben Simcha KaZ, gest. 1718 (Nr. 1225)
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein des Jokkel ben Mosche Sturm, gest. 1803 (Nr. 4731)
Jüdischer Friedhof Kempen, Grabstein des Schlomo Zwi ben Schmuel Hakohen, gest. 1845 (Nr. 0088)
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Arolsen, Grabstein von Jacob Katz, gest. 1925
Jüdischer Friedhof Breslau, Lohestraße, Grabstein von Pinchas Holzmann
Jüdischer Friedhof Breslau, Lohestraße
Jüdischer Hauptfriedhof Mannheim, Grabstein von Seligmann Bruno, gest. 1853
Bildbeispiel:
Jüdischer Friedhof Mönchengladbach, Grabstein von Moritz Cahn, gest. 1856
Die LEVITENKANNE weist auf levitische Abkunft. Die LevitenLevite - Abkömmling aus dem Stamm Levi, einer der zwölf Stämme Israels, die nach den Söhnen Jakobs benannt wurden. Die Leviten assistierten den ebenfalls aus ihrem Stamm stammenden Priestern (-> Kohen) im Tempel und waren für die Einhaltung der Reinheitsvorschriften zuständig waren im Tempel unter anderem für die kultische Reinheit zuständig und wuschen den Priestern vor dem Opferkult die Hände. Dafür steht auf den Grabsteinen das Symbol der Kanne. Diese findet sich in den verschiedensten Formen, als bauchige Waschkrüge, meist mit Untersatz, oder hohe schlanke Gießgefäße, oft von zeitgenössischen Gieß- und Waschgefäßen beeinflusst. Manchmal eingraviert, meist jedoch plastisch hervortretend, schmücken sie Giebel oder Sockel eines Grabsteins.
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein des Chajim ben Aharon Halevi, gest. 1686 (Nr. 3276)
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein des Uri Feiwesch ben Aharon SeGaL, gest. 1691 (Nr. 3142)
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein des Juspa ben Natan SeGaL, gest. 1725 (Nr. 3038)
Jüdischer Friedhof Bonn-Schwarzrheindorf, Grabstein von Abraham Wolff und Sibilla Levi, gest. 1825 (Nr. 5347)
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Geldern, Grabstein von Emanuel Spira, gest. 1881 (Nr. 0024)
Jüdischer Friedhof Breslau, Lohestraße
Jüdischer Friedhof Rexingen, Grabstein des Albert E. Levi, gest. 1921
Jüdischer Hauptfriedhof Mannheim
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Hauptfriedhof Mannheim, Grabstein von Mayer Ullmann, gest. 1861
Jüdischer Hauptfriedhof Mannheim
Jüdischer Hauptfriedhof Mannheim
AMTSSYMBOLE
BESCHNEIDUNGSMESSER
Andere jüdische Symbole weisen auf ein Ehrenamt innerhalb der Gemeinde hin. Auf einen Mohel,ritueller Beschneider, der die -> Beschneidung jüdischer Knaben am achten Tag nach der Geburt vornimmt einen Beschneider, deutet die Darstellung eines Beschneidungsmessers, meist in Verbindung mit den bei der Beschneidung verwendeten zwei Kelchen.
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Laupheim, Grabstein des Jakob Laupheimer, gest. 1858 (Nr. 0498)
Jüdischer Friedhof Laupheim, Grabstein des Jakob Bernheim, gest. 1833 (Nr. 0813)
Jüdischer Friedhof Rexingen
SCHOFAR
Auf das Ehrenamt des Schofarbläsers steht das Schofar,ein
ausgehöhltes Tier-, meist Widderhorn, in das am jüdischen Neujahrsfest geblasen wird das Widderhorn. Dieses wird an Neujahr
und am Versöhnungstag (-> Jüdischer Kalender) in der Synagoge geblasen, um die Sünder zur Umkehr zu mahnen. Auf Grabsteinen kann es auch
als Sinnbild für die Auferstehung verstanden werden: Der Messias stößt am Ende der Tage in das "Große Schofar", um die Verstorbenen zu wecken.
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein des David Josef ben Mosche Göttingen, gest. 1771 (Nr. 4427)
Jüdischer Friedhof Laupheim, Grabstein des Benjamin Sänger, gest. 1902 (Nr. 0681)
Jüdischer Friedhof Rexingen, Grabstein des Abraham Fröhlich, gest. 1905
Jüdischer Friedhof Rexingen
BUCH
Ein Buch, oft aufgeschlagen, steht für große Gelehrsamkeit und religiöse Bildung und findet sich meist auf Grabsteinen von VorbeterVorbeter/Vorsänger/Kantor - ein beim Gemeinschaftsgebet von der Gemeinde delegiertes Gemeindemitglied, das als deren "Abgesandter" (hebr. "schaliach zibbur" / "Abgesandter der Gemeinschaft") vortritt und die Gebete laut sprichtn
und RabbinerRichter, Lehrer, Prediger und Seelsorger einer Gemeinden. Als Gebetsbuch kann es auch für besondere Frömmigkeit stehen.
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Laupheim, Grabstein des Benjamin Sänger, gest. 1902 (Nr. 0681)
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein des Gelehrten und Rabbiners Jecheskel Katzenellenbogen, gest. 1749
Jüdischer Friedhof Rexingen
Jüdischer Friedhof Rexingen, Grabstein der Ela, Gattin des Jokew Hirsch, gest. 1852
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Rexingen
Jüdischer Hauptfriedhof Mannheim, Grabstein von Prof. Dr. August Bensbach, gest. 1868
Manche Grabmale sind auch teilweise oder ganz in Form eines aufgeschlagenen Buches gestaltet.
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Viersen-Dülken, Grabmal des Elieser ben Joel, gest. 1872
Jüdischer Hauptfriedhof Mannheim, Grabstein von Sigmund Kahn, gest. 1862
EINE FEDER FÜHRENDE HAND
Für den Sofer,Schreiber von Torarollen, -> Mesusot und -> Tefillin den Schreiber von Torarollen und anderen religiösen Texten, steht die Darstellungen einer eine Feder führenden Hand, öfters ergänzt durch ein Buch oder eine Schriftrolle.
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein des Israel ben Jokew Stam, gest. 1793
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein des liturgischen Dichters Elkana ben Pessach, gest. 1712
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Jokew ben Löb Schammes, gest. 1742
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Chajim Sofer ben Eisek, gest. 1771
NAMENSSYMBOLIK
Tierdarstellungen stehen mit dem Namen des Verstorbenen in Zusammenhang und gehen meist auf den ->Jakobssegen zurück.
LÖWE
Im Jakobssegen heißt es über den Stamm Jehuda: Jungleu, Jehuda, … er kauert, streckt sich, wie Löwe und Löwin (Genesis 49,9). Und so
ziert das Grabmal eines Verstorbenen mit Namen Jehuda oder Arie oft ein Löwe.
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Jehuda Löb ben Mosche Bira, gest. 1728
Jüdischer Friedhof Laupheim, Grabstein des MAx Mayer, gest. 1859 (Nr. 0515)
HIRSCH
Der Stamm Naftali wird im Jakobssegen mit einem springenden Hirsch verglichen (Genesis 49,21).
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Zwi Hirsch, gest. 1807
Jüdischer Friedhof Laupheim, Grabstein von Hirsch Gabriel Kahn, gest. 1822
BÄR
Anstelle eines Esels, wie im Jakobssegen (Genesis 49,14), wird der Name Jissachar meist mit einem Bär assoziiert, ebenfalls ein Sinnbild für Stärke.
LAMM
Der schon im Mittelalter bei Männern beliebte Name "Lemle" ("Lemblin", "Lämmlein") geht ursprünglich auf den alten deutschen Namen "Lambert(us)" zurück und wird aufgrund seines Klanges mit einem Lamm assoziiert. Aus unbekannten Gründen wurde er schon früh mit dem biblischen Namen "Ascher" in Verbindung gebracht.
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Rexingen
Jüdischer Hauptfriedhof Mannheim, Grabstein von Ascher Lämmle Reingannum, gest. 1824
HERZ
Die Abbildung eines Herzens geht auf Umwegen auf den Jakobssegen zurück: Dort wird der biblische
Stamm Naftali mit einem springenden -> Hirsch verglichen (Genesis 49,21). Der Name "Hirsch" ist in verschiedenen Varianten belegt,
darunter auch "Hirz", woraus dann die Namensform "Herz" wurde.
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein des Kindes Mosche Hirz ben Schlomo Minden, gest. 1745
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Naftali Herz, gest. 1770
DAVIDSTERN
Der -> Davidstern diente, bevor er zum allgemein-jüdischen Symbol wurde, auch zur Verbildlichung des Namens "David", erstmals belegt auf dem Grabstein des berühmten jüdischen Historikers, Astronomen und Geographen David Gans (1541-1613) auf dem alten jüdischen Friedhof in Prag.
Bildbeispiele von links nach rechts:
Alter jüdischer Friedhof Prag, Grabmal des David Gans, gest. 1613
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von David Hammerschlag, gest. 1686
OPFERUNG ISAAKS
Selten findet man auf aschkenasischenAschkenas, aschkenasisch, Aschkenasen - mittelalterliche, rabbinische Bezeichnung für Mitteleuropa und speziell Deutschland, allgemein gebraucht für die von der palästinischen, italienischen, mittel- und osteuropäischen Tradition bestimmten Teile des Judentums (im Gegensatz zu -> sefardisch) Grabsteinen auch die Darstellung biblischer Szenen zur Verbildlichung eines Namens. So kann die Opferung Isaaks, wörtlich die "Bindung Isaaks" (Genesis 22,1-19), auf Grabsteinen von Männern namens Isaak oder Abraham stehen.
ROSE
"Rose" und andere Blumennamen wie zum Beispiel "Blümchen" und "Veilchen" waren in verschiedenen
Variationen (z.B. "Rösle", "Blümche", "Veilche") schon seit dem
Mittelalter sehr beliebt (-> Frauennamen).
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Rös'che bat Feiwesch Hekscher, Gattin von Jokew, gest. 1722
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Lea Rös'che Kassel, Gattin von Naftali Hirz Rintel, gest. 1727
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Rös'che bat Josef Gumpel, gest. 1768
VOGEL
Wie Blumennamen, so waren auch Tiernamen bei jüdischen Frauen seit dem Mittelalter
sehr verbreitet, vor allem Vögel, wie "Vögele" und "Taube"/"Täubchen", aber auch die
"Hindin", die Hirschkuh, auf die der beliebte Name "Hinde" zurückgeht (der jedoch, im Gegensatz zu den
Vogelnamen, nicht auf Grabsteinen dargestellt wird) (-> Frauennamen).
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Vögle bat Jaakow Schiff KaZ, Gattin von Josef Falk, gest. 1725
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Vogel bat Josef Popert, Gattin von Mosche Oppenheim, gest. 1791
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Täube bat Awraham, Gattin von Josef ben Schmuel, gest. 1790
HAUSZEICHEN
Bevor Häuser mit Nummern versehen wurden, gab es vor allem in größeren Städten individuelle Hauszeichen.
Mit Hilfe dieser Hauszeichen wurden in der großen jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main auch die einzelnen
Familien unterschieden. Diese Zeichen wurden in den jüdischen Gemeinden in Frankfurt am Main und in Hanau auch auf den Grabsteinen dargestellt. Manchmal entwickelten sich die Hauszeichen auch zu weitervererbten Familiennamen, die dann auch andernorts auf Grabsteinen zu finden sind.
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Frankfurt am Main, Battonnstraße, Grabstein von Issachar ben David Hameln SeGaL zum Kamel, gest. 1739
Jüdischer Friedhof Frankfurt am Main, Battonnstraße, Grabstein von Chava bat Aharon Flasche zum Birnbaum, gest. 1772
Jüdischer Friedhof Frankfurt am Main, Battonnstraße, Grabstein von Awram Drach zum Drachen
Jüdischer Friedhof Frankfurt am Main, Battonnstraße, Grabstein von Bella, Gattin des Schmuel Drach, gest. 1701
Jüdischer Friedhof Frankfurt am Main, Battonnstraße, Grabstein von Lea, Gattin des Mendlen Drach, gest. 1705
Jüdischer Friedhof Frankfurt am Main, Battonnstraße, Grabstein von Schönle, Gattin des Mosche Zunz zum Paradies
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Ester bat Meir Traub, gest. 1760
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Awraham ben Sender Traub, gest. 1779
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Gittel bat Sender Traub, gest. 1766
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Jehuda Löb ben Alexander Traub, gest. 1737
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Awraham Meir ben Salman Gans, gest. 1737
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Kalman ben Salman Gans, gest. 1758
Jüdischer Friedhof Köln-Deutz, Familie Rindskopf
FAMILIENNAMEN
Selten findet man auch die symbolische Darstellung von Familiennamen auf Grabsteinen
(siehe auch -> Hauszeichen).
Bildbeispiele von links nach rechts:
Alter jüdischer Friedhof Prag, Grabmal des David Gans, gest. 1613
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von David Hammerschlag, gest. 1686
Jüdischer Hauptfriedhof Mannheim, Grabstein von Herz Stern, gest. 1861
KRONEN
Die Darstellung einer Krone kann verschiedene Bedeutung haben.
Die Krone des guten Namens geht zurück auf Pirkei Awot 4,17, die "Sprüche der Väter",hebr. Pirkei Awot, ein Traktat der -> Mischna mit ethischen Maximen verschiedener Rabbinen
aus dem 2. Jahrhundert: Rabbi Schimon sagt: Drei Kronen gibt es: Die Krone der Tora, die
Krone der Priesterwürde und die Krone des Königtums; die Krone des guten Namens aber übertrifft sie alle.
Bildbeispiels:
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Awraham Isaac, gest. 1820
Damit verbunden steht die Krone auf dem Grabstein eines Angehörigen des Priestergeschlechts der KohanimKohen, pl. Kohanim - "Priester", Nachkommen des ersten Priesters Aaron, die bis heute besonderen Reinheitsvorschriften unterliegen und mit der charakteristischen Fingerhaltung in der Synagoge den Segen über das Volk sprechen auch für die Krone der Priesterwürde, oft verbunden mit den segnenden Priesterhänden, oder als Krone der Tora für hohe Gelehrsamkeit.
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Josef Israel Schimon ben Elijahu KaZ, gest. 1738
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Jokew ben Mosche Hakohen, gest. 1800
Jüdischer Friedhof Bonn-Schwarzrheindorf, Grabstein von Lambert Cahn, gest. 1775 (Nr. 5347)
Eine von ihrem Podest fallende Krone verbildlicht den Anfang eines Verses aus den Klageliedern: Gefallen ist die Krone unseres Hauptes (Klagelieder 5,16) und symbolisiert den Verlust eines Familienoberhaupts oder Gemeindevorstehers.
Bildbeispiel:
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Reuwen Berlin, gest. 1731
All die bisher genannten Kronen sind in der Regel nur auf Grabsteinen von Männern zu finden. Auf dem Grabstein einer Frau steht die Krone als Verbildlichung des häufig in den Inschriften zitierten Lobes einer Frau als Krone ihres Gatten (Sprüche 12,4).
Bildbeispiel:
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Ester bat Juspa Warburg, Gattin von Feiwelman Butnim, gest. 1685
ALLGEMEIN-JÜDISCHE SYMBOLE
DAVIDSTERN
Zu den allgemein-jüdischen Symbolen gehört der Davidstern, hebräisch Magen David, das "Schild Davids".
Schon im antiken Judentum ist das Hexagramm als dekoratives Element bekannt, doch erst um die Mitte des 19.
Jahrhunderts entwickelt es sich zu einem Symbol des Judentums. Dies nahm seinen Anfang in Prag, dort schmückte
der Davidstern seit 1354 die Fahne der Prager Juden. In Prag wurde der Davidstern erstmals auch im Giebel eines
Grabsteins abgebildet, hier jedoch noch als Symbol für den Namen David.
Besonders häufig ist der Davidstern seit der Zeit des Ersten Weltkriegs zu finden. Dies steht sicherlich in Zusammenhang mit dem wachsenden jüdischen Selbstbewusstsein im Zuge des Ersten Weltkrieges. Eher mit einem Davidstern gekennzeichnet denn geschmückt sind erst nach der Schoah hebr. Für "Unheil", "große Katastrophe", Bezeichnung für den Völkermord an den Juden durch die Nationalsozialisten errichtete Grabmale und Gedenksteine und heute gibt es jüdische Gemeinden, die die Anbringung eines Davidsterns auf neu errichteten Grabsteinen vorschreiben. 1948 wurde der Davidstern zum Emblem der Nationalflagge Israels.
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Mönchengladbach-Odenkirchen, Grabstein der Henriette Salomon geb. Jonas, gest. 1905
Jüdischer Friedhof Mönchengladbach-Odenkirchen, Grabstein von Andreas Leven, gest. 1924
Jüdischer Friedhof Kempen, Grabstein von Amalie Willner geb. Linz, gest. 1933
Jüdischer Friedhof Viersen, Grabstein von John Rothenstein, gest. 1932
Jüdischer Friedhof Viersen, Grabstein von Rosa Levy geb. Liefges, gest. 1930
LEUCHTER UND LICHTER
Selten sind hierzulande Kerzen oder Leuchter abgebildet. Sie können unterschiedliche Bedeutungen haben.
Die Menora, der siebenarmige Leuchter, ist eines der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums und geht zurück auf den Leuchter im biblischen Tempel (Beschreibung: Exodus 25,31-40). Sie wurde mit der Staatsgründung Israels in das Staatswappen aufgenommen. In der Antike ist die Darstellung der Menora häufiger auf jüdischen Grabsteinen zu finden, hierzulande jedoch erst im 20. Jahrhundert.
Bildbeispiele von links nach rechts:
Darstellung der Tempelmenora auf dem Titusbogen, Rom
Antike Grabplatte des Pomponius, 3. Jhd., Katakombe de la via Monteverde, Rom
Neuer jüdischer Friedhof Krefeld, Grabstein der Rosa Blumenberg, gest. 1919
Leuchter in Form von Lichtträgern stehen für das ewige Weiterleben der Seele. Die Deutung bezieht sich auf Sprüche 20,27, wo es heißt: "Eine Leuchte des Ewigen ist des Menschen Seele".
Bildbeispiel:
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Mate bat Jaakow Mosche Heilbut,
Gattin von Chajim Kleve, gest. 1707
Schabbatlampen und -kerzen werden traditionell nur auf Frauengräbern abgebildet, da es zu den drei wichtigsten Geboten, die eine Frau zu beachten hat, gehört, die Schabbatkerzen anzuzünden ("Hadlaka").
Bildbeispiele von links nach rechts:
Mittelalterliche Darstellung einer Schabbatlampe
Jüdischer Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße, Grabstein von Akiwa ben Juda, gest. 1776, und seiner Frau Sara, gest. 1777
Jüdischer Friedhof Rexingen
Jüdischer Friedhof Rexingen, Grabstein der Zipporah Löwenstein, gest. 1907
Jüdischer Friedhof Rexingen
Jüdischer Friedhof Rexingen, Grabstein der Gutel Löwenstein, gest. 1866
Jüdischer Friedhof Rexingen, Grabstein der Fanni Levi, gest. 1851
BUNDESTAFELN
Selten ist auch die Darstellung der Bundestafeln, auf denen Mose auf dem Berg Sinai die "Zehn Gebote" empfing. Sie sind ein Symbol
für Gesetzestreue, das sich manchmal auch auf Grabsteinen von Männern namens Moses finden lässt. Diese miteinander verbundenen,
oben abgerundeten Tafeln zeigen meist die ersten zehn Buchstaben des -> hebräischen Alphabets, stellvertretend für die Zehn Gebote.
Die Bundestafeln sind eigentlich ein Element der christlichen Kunst des Mittelalters, ihre Darstellung gelangte erst spät in die
jüdische Kunst.
Bildbeispiel:
Jüdischer Friedhof Laupheim, Grabstein der Ernestine Laupheimer, gest. 1886 (Nr. 0179)
ZEDAKA-BÜCHSE
Die Zedaka-Büchse, die Almosenbüchse, steht als Zeichen der Fürsorge für die Armen. Solche Büchsen standen in vielen Synagogen.
Bildbeispiele von links nach rechts:
Jüdischer Friedhof Rexingen, Grabstein von Sophie Fröhlich, gest. 1869
Jüdischer Friedhof Rexingen, Grabstein von Rösla Löwengart geb. Weil, gest. 1841