EINE EINFÜHRUNG FÜR LEHRER UND SCHÜLER    

AUFGABEN UND FRAGESTELLUNGEN

Auf den vorangegangenen Seiten wurden an verschiedenen Stellen einzelne Fragestellungen und mögliche Aufgaben für Schüler zu den jeweiligen Themen eingefügt. Diese finden sich hier noch einmal zusammengestellt, geordnet nach den jeweiligen Kapiteln.


→ Tod und Bestattung im Judentum
   • Zu Trauerreden und Todesanzeigen

→ Geschichte des Friedhofs
   • Zur Lage, Anlage und eventuellen Erweiterungen des Friedhofs
   • Zur Lage des Friedhofs
   • Zur Geschichte des Friedhofs während der NS-Zeit
   • Zur Geschichte des Friedhofs nach der NS-Zeit

→ Gestaltung der Grabsteine
   • Zur Gestaltung der Grabmale
   • Zu eventuellen familiären Bezügen bei der Grabsteingestaltung
   • Zu Gefallenendenkmälern und Soldatengräbern
   • Zu Steinmetzen

→ Die Inschriften
   • Zur Entwicklung der Inschriften
   • Zum Inhalt der Inschriften
   • Fragestellungen zum Thema Namen
   • Aufgabe zu Akrosticha
   • Zu den Beispielen für deutsche Inschriften in hebräischen Buchstaben

→ Jüdischer Kalender
   • Zur Wiedergabe des Datums in der hebräischen Inschrift






Tod und Bestattung im Judentum

Zu Trauerreden und Todesanzeigen

• Erkundigt euch im Stadtarchiv, ob sich dort vielleicht Trauerreden für Mitglieder der jüdischen Gemeinde erhalten haben.

• Vielleicht findet ihr auch in der zeitgenössischen Presse, vor allem den jüdischen Gemeindezeitungen, noch Todesanzeigen und Berichte von den Beerdigungen hochgestellter Persönlichkeiten. Ein Teil der jüdischen Presse ist inzwischen online zugänglich unter Compact memory: http://www.compactmemory.de/


Geschichte des Friedhofs

Zur Lage, Anlage und eventuellen Erweiterungen des Friedhofs

Erkundigt euch im Stadtarchiv, ob es noch Unterlagen zum jüdischen Friedhof gibt, wie zum Beispiel Akten über die Anlage oder Erweiterung des Friedhofs, Korrespondenz zwischen Gemeinde und Stadt, den Friedhof betreffend, alte Karten und Katasterpläne, auf denen der Friedhof eingezeichnet ist, vielleicht sogar alte Fotos vom Friedhof …

Zur Lage des Friedhofs

Sucht den Friedhof auf dem Stadtplan/einer Landkarte/bei Google Earth.

• Wo liegt der jüdische Friedhof in eurer Gemeinde? Liegt er nahe am Ort oder weit außerhalb? Und wo lag er, als er angelegt wurde? Wie sehr hat sich die Landschaft/die Stadt um ihn herum seitdem verändert?

• Kann man aufgrund der Lage des Friedhofs Rückschlüsse auf die Stellung der Gemeinde zur Zeit der Anlage des Friedhofs ziehen?

• Wenn es zwei oder mehrere jüdische Friedhöfe aus verschiedenen Zeiten gibt: Unterscheidet sich die Lage des älteren Friedhofs von der des jüngeren? Wenn ja, zeigt dies einen Wandel für die Stellung der jüdischen Gemeinde am Ort?

Zur Geschichte des Friedhofs während der NS-Zeit

Findest Du auf dem Friedhof, den Du besuchst, Spuren der NS-Zeit? Dokumentiere sie!

• Gibt es Anzeichen für Zerstörungen während der NS-Zeit?

• Gibt es Hinweise auf geraubte Metallteile (Buchstaben, Ketten, Einfassungen) auf dem Friedhof?

• Gibt es nur halb beschriftete Doppelsteine? Was ist über das Schicksal des nicht mehr hier begrabenen Ehepartners bekannt?

• Gibt es aus der Zeit ab 1939 Grabsteine, die die Namen „Sara“ und „Israel“ tragen? Handelt es sich um normale Vornamen oder um die verordneten Zwangsnamen?

• Gibt es Gedenkinschriften? Wie sind sie formuliert und was sagen sie über das Schicksal der betreffenden Personen aus?

• Gibt es einen Gedenkstein für die Opfer des NS-Zeit? Wenn ja, wann und von wem wurde er gesetzt? Wie ist er gestaltet? Was sagt seine Inschrift aus?

Zur Geschichte des Friedhofs nach der NS-Zeit

Wurde der Friedhof nach 1945 geschändet? Wenn ja, sieht man davon noch Spuren? Erkundige Dich bei der Stadt, der zuständigen jüdischen Gemeinde/dem Landesverband der jüdischen Gemeinden, dem Pressearchiv der Lokalzeitung, ob es Schändungen nach 1945 gegeben hat. Wenn ja, weiß man, wer die Täter waren und was ihr Motiv war? Wie wurde in der Presse über die Schändung berichtet? Was ist danach passiert?


Gestaltung der Grabsteine

Zur Gestaltung der Grabmale

Untersucht die Steinformen des jüdischen Friedhofs, den ihr besucht.

• Gibt es große Unterschiede oder eher nur kleine Variationen in der Gestaltung der Grabmale?
• Lässt sich anhand der Gestaltung der Grabsteine im Laufe der Jahrzehnte/Jahrhunderte eine Änderung im Zeitgeschmack feststellen?

• Lassen sich anhand der Gestaltung der Grabmale Rückschlüsse auf die gesellschaftliche Stellung der jeweiligen Verstorbenen ziehen?

Zu eventuellen familiären Bezügen bei der Grabsteingestaltung

• Lässt sich anhand der Gestaltung der Grabsteine im Laufe der Jahrzehnte/Jahrhunderte eine Änderung im Zeitgeschmack feststellen?Schau dir die Formen der Grabsteine genau an. Findest du identisch gestaltete Steine? Wenn ja, kannst du den Inschriften entnehmen, ob es sich um Verwandte handelt?

• Lässt sich anhand der Gestaltung der Grabsteine im Laufe der Jahrzehnte/Jahrhunderte eine Änderung im Zeitgeschmack feststellen?Suche Steine einer Familie aus verschiedenen Jahrzehnten. Hat sich die Gestaltung der Grabsteine im Laufe der Zeit verändert? Und wenn ja, wie?

Zu Gefallenendenkmälern und Soldatengräbern

• Gibt es auf eurem Friedhof ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges? Solche Gedenksteine wurden meist mit einer feierlichen Zeremonie eingeweiht. Findet ihr darüber in der zeitgenössischen lokalen und/oder jüdischen Presse einen Bericht über die Einweihung?

• Sind auf dem Gefallenendenkmal die Namen der einzelnen Soldaten aufgeführt? Haben einzelne dieser Soldaten auch einen eigenen Grabstein oder Gedenkstein bekommen? Wird einzelner Soldaten auf den Gräbern von Angehörigen gedacht? Vergleicht die Namen mit den Angaben im Gedenkbuch des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten. Sind alle Soldaten aufgeführt, die auch auf dem Gedenkstein stehen?

• Gibt es in eurer Stadt (noch) ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges? Sind dort auch die jüdischen Soldaten genannt?

Zu Steinmetzen

• Steinmetzbetriebe sind oft Traditionsbetriebe, die über viele Generationen weitergeführt werden. Existiert vielleicht der Betrieb, dessen Namen ihr auf dem Friedhof gefunden habt, noch heute? Fragt mal nach, vielleicht gibt es dort noch Unterlagen aus der Zeit vor dem Krieg (Musterbücher, Grabmalentwürfe, Bestellungen von Grabsteinen durch jüdische Mitbürger etc.).

• Gibt es noch einen alten christlichen Friedhof in eurer Gemeinde/eurer Stadt? Finden sich dort Grabsteine mit denselben Steinmetz-Signaturen wie auf dem jüdischen Friedhof? Gibt es Grabsteine, die identisch oder ähnlich gestaltet sind? Und wenn ja, unterscheiden sich die jüdischen Grabsteine trotzdem von diesen christlichen? Wodurch?

• Kannst du dir vorstellen, wie schwierig es für die Steinmetzen damals gewesen ist, eine hebräische Inschrift auf einen Grabstein zu gravieren? Hast du schon mal versucht, einen Text in einer fremden Schrift, die du nicht lesen kannst, abzuschreiben? Wie würdest du dabei vorgehen? Welche Hilfsmittel/Strategien könnten dir dabei nützlich sein? Was musst du über die Sprache, in der der Text geschrieben ist, wissen? Wie kontrollierst du, ob du Fehler gemacht hast?


Die Inschriften

Zur Entwicklung der Inschriften

• Wie haben sich die Inschriften eines Friedhofs im Laufe der Zeit verändert?

• Wie ist das Verhältnis von hebräischen und deutschen Inschriften auf dem Friedhof, den ihr euch angesehen habt? Aus welchem Jahr stammen die ersten deutschen Inschriften? Und von wann stammt der erste rein deutsch beschriftete Grabstein? Ändert sich das Verhältnis der Sprachen nach 1933, mit Beginn der Unterdrückung und Verfolgung der Juden während der NS-Zeit?

Zum Inhalt der Inschriften

Eulogien, manchmal auch in Form deutscher Gedichte, heben die Vorzüge und Tugenden des jeweiligen Verstorbenen hervor. In erste Linie aber geben sie uns Auskunft über die Werte und Ideale einer bestimmten Zeit und Gesellschaft. Schau dir die Inschriften an (wenn der Friedhof dokumentiert ist, auch die hebräischen Inschriften in deutscher Übersetzung):

• Welches Bild zeichnen die Eulogien?

• Welche Aussagen lassen sich machen über das Idealbild eines Mannes bzw. einer Frau in den verschiedenen Zeiten?

• Und wie unterscheiden sich die einem Mann zugeschriebenen Werte von denen, für die eine Frau gelobt wird? Was sagt dies über das damalige Frauenbild aus?

Fragestellungen zum Thema Namen

Namen sind der Mode unterworfen. Viele der Namen, jüdische wie nichtjüdische, sind heute noch oder wieder modern (jüdische: z.B. Sara, Lea, Hanna, David, Benjamin, Joel, Jonathan; nichtjüdische: z.B. Rosa).

• Wie heißen die Kinder in eurer Klasse? Wisst ihr, was die Namen bedeuten und wo sie herkommen? Wie viele von euch tragen biblische Namen? Warum haben eure Eltern gerade diese Namen für euch ausgewählt? Wurdet ihr vielleicht nach Groß- oder Urgroßeltern benannt? Fragt mal eure Eltern!

• Findet ihr auf dem jüdischen Friedhof Namen wieder, die auch heute noch (oder wieder) modern sind? Und findet ihr andere Namen, die ihr noch nie gehört habt? Wie klingen für euch diese Namen? Könnt ihr euch vorstellen, dass auch diese Namen eines Tages wieder modern werden könnten?

Aufgabe zu Akrosticha

Versuche einmal, ein Gedicht zu verfassen, dabei sollen die Anfangsbuchstaben der Zeilen von oben nach unten gelesen deinem eigenen Namen ergeben – Du wirst merken, das ist gar nicht so einfach!

Zu den Beispielen für deutsche Inschriften in hebräischen Buchstaben

Schau Dir das hebräische Alphabet an. Kannst Du diese Inschriften lesen? Verfasse selber einen deutschen Text in hebräischen Buchstaben.
Siehe auch → deutsche Inschriften


Jüdischer Kalender

Zur Wiedergabe des Datums in der hebräischen Inschrift

Schau dir die Übersicht über das hebräische Alphabet an, in der auch der Zahlenwert der jeweiligen Buchstaben angegeben ist. Versuche dann, folgende Jahreszahlen zu lesen und umzurechnen:

Versuche, in einer hebräischen Grabinschrift das Sterbejahr zu finden und umzurechnen.

• Hier einige Tipps: Nach dem Jahr 1640, also auf den allermeisten Grabsteinen, die ihr sehen werden, beginnt das Sterbejahr mit dem Buchstaben ת 400. Es besteht meist aus vier, manchmal auch nur aus drei Buchstaben, die in der Regel mit Abkürzungszeichen (Punkten, Häkchen, Strichen) markiert sind. Nach dem Sterbejahr kommt meist die Abkürzung לפ"ק für „nach der kleinen Zählung“.

Versuche, dein Geburtsjahr nach dem jüdischen Kalender auszurechnen.

Sucht euch ein Programm zur Umrechnung der jüdischen Daten im Internet (siehe links unter „Literatur und links“).


• Überprüft einige Daten, z.B. auf welchen Tag nach jüdischer Zeitrechnung fällt das heutige Datum? Und auf welches Datum nach jüdischer Zeitrechnung fiel das entsprechende Datum nach unserem Kalender vor genau einem Jahr? An welchem Tag nach jüdischer Zeitrechnung wurdet ihr geboren? Und auf welchen Tag nach dem jüdischen Kalender fällt euer Geburtstag dieses Jahr?

• Ihr werdet sehen, wie unterschiedlich die Daten ausfallen können. Das liegt u.a. an den kürzeren jüdischen Monaten und an der unterschiedlichen Art von Schaltjahren, in denen im jüdischen Kalender nicht nur ein einzelner Tag, sondern ein ganzer Monat eingeschaltet wird.